Hoffnung im schwierigen Miteinander

Hoffnung im schwierigen Miteinander
05/10/2024 Rahel Noser

Wo Menschen und Schimpansen sich den Lebensraum teilen, wird es schwierig, und zwar richtig. Denn die Interessen beider Seiten klaffen weit auseinander. Sie bedrohen einander, und beide bangen um ihre Existenz.

Die meisten wilden Schimpansen Afrikas leben ausserhalb von Schutzgebieten. Vielerorts sind die Menschen daran, die Wälder, welche die Tiere seit vielen Generationen bewohnen, in Landwirtschaftsfläche umzuwandeln. Viele Schimpansen können sich an die gewaltige Veränderung ihres Lebensraums anpassen und von dem leben, was auf den Feldern der Menschen wächst.

Doch dies verärgert die Menschen – sie haben Angst vor den Schimpansen, die sehr aggressiv sein können. Viele von ihnen können sich die Ernteverluste schlicht nicht leisten. Es ist eine hochexplosive Situation, in der es scheint, dass beide Seiten nur verlieren – bis alle Schimpansen verschwunden sind.

Aber es gibt Hoffnung in diesem schwierigen Miteinander. Das Bulindi-Projekt wagt es, an diesem traurigen Gang der Dinge zu rütteln – und leistet Pionierarbeit. Es arbeitet eng mit den Menschen zusammen, die in den Lebensräumen von derzeit sechs Schimpansengruppen Westugandas leben – Tendenz steigend. Sie sollen langfristig nicht nur möglichst wenig Schaden durch die Schimpansen erfahren, sondern von ihrer Präsenz profitieren.

Rückgrat des Projekts sind neun lokale Mitarbeiter, welche jeden einzelnen Schimpansen mit Namen und Persönlichkeit kennen – ende 2023 waren es 137 Tiere. Tag für Tag begleiten sie sie auf ihren Streifzügen durch die Felder der Menschen. Sie kennen auch die betroffenen Menschen und die Probleme, die sie mit den Schimpansen haben. Mit ihnen sind sie stetig daran, gangbare Lösungen für die Konflikte zu entwickeln.

In den vergangenen Jahren hat das Projekt die Wasserversorgung von tausenden Menschen in der Region massgeblich verbessert – und hält sie gemeinsam mit ihnen laufen instand. Die betroffenen Kleinbauern konnten ihre Einkommen diversifizieren, so dass sie nun resilienter sind gegen Ernteverluste. Sie senkten ihren Holzverbrauch, stabilisierten die verbleibenden Waldfragmente und reichern sie laufend durch Neupflanzungen und stetiges Monitoring an. Sie suchen und finden Wege, die ihnen eine bessere Anbindung an den bestehenden Tourismus eröffnet. Und nicht zuletzt: Tausende Fussballfans versammeln sich jedes Jahr in einem grossen Tournier, in dem sich die Mannschaften aus den Dörfern mit viel Ehrgeiz und Können gegenseitig messen – dank der Präsenz der Schimpansen.